Anthony Trollope (1815-1882), einer der erfolgreichsten englischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, ist in Deutschland bisher kaum bekannt. Dabei ist sein Werk sehr umfangreich; neben zahlreichen Kurzgeschichten schrieb er allein 45 Romane. Trollope war kurze Zeit Herausgeber einer Zeitung, bewarb sich um einen Sitz im Parlament, nahm am literarischen Leben Londons teil und war vor allen Dingen 33 Jahre lang im Dienst der britischen Post – und das mit großem Eifer und Erfolg. Er organisierte und kontrollierte fast im gesamten britischen Empire Briefkästen, in die der Schreiber seine Post einwerfen konnte und war – nebenbei – der erste Schriftsteller, der die damals noch nicht allzulange gebräuchliche Briefmarke in einem seiner Bücher zur Lösung eines Kriminalfalls einfürhte.
Trollope musste in seinem Beruf viele, oft sehr lange Reisen unternehmen. Mit einem extra angefertigten Brett saß er in der Eisenbahn oder auf dem Schiff und erledigte darauf mit Papier und Bleistift täglich ein bestimmtes Pensum seiner schriftstellerischen Arbeit. Auch im »Ruhestand« saß er täglich morgens von halb sechs bis halb neun an seiner Arbeit und hatte sich sogar das Pensum vorgegeben, das er in einer Stunde zu erledigen hatte. Das sentimentale Publikum hat ihm das später übelgenommen; seine nüchterne Arbeitsauffassung, die gar nichts romantisches oder geniales vorschob, entsprach nicht der gängigen Vorstellung vom Schaffen eines »Künstlers«.
Der Lebensraum, den seine Romane erfassen, ist außerordentlich weit. Obwohl als Autor des Bürgertums angesehen, gehen seine Themen in jeder Richtung weit über diesen Rahmen hinaus. Erstaunlich ist, wie viele seiner Werke er den Frauen widmet. Oft tragen sie den Namen einer Frau. So ist es auch in »Kept in the dark«, einer seiner letzen Veröffentlichungen. Sie führt uns Vorurteile und Urteile, falschen und echten Stolz, die Enge der Kleinstadt und schließlich den sieg – ja, der »Liebe«, so muss man eohl sagen, vor Augen.
Buchveröffentlichungen im Rhein-Mosel-Verlag:
»Miss Mackenzies Mut zu lieben«
»Cecilia«
»Auge um Auge«