Leseprobe »Die Eifel im Wandel«
Einleitung
Die Menschen der Eifel! Lange wurde sie als hinterwäldlerisch betrachtet, verschlossen und stur an alten Traditionen festhaltend. Durch das Leben im »Armenhaus der Nation« wurden sie auf einen Überlebenskampf reduziert, der kaum Raum ließ für Kultur oder Schöngeistiges.
Wie dumm! Wie konnte man nur so irren? Wenn es stimmt, dass die Menschen so sind wie ihr Land, sich charakterlich und mental in ihrer Umgebung einrichten, dann hat es der liebe Gott mit den Eifelern besonders gut gemeint.
Eine wunderschöne Landschaftsvielfalt: sanfte Hügel, schroffe Felsen, weite Felder, satte Wiesen, karges Brachland, Auenlandschaften, mäandernde Bäche, Wasserfälle, wunderschöne Maare. Knackig kalte Winter, die Demut lehren und heiße Sommer, die Langsamkeit erzwingen, bunte Frühlingstage, die das Gemüt leicht machen, reich gedeckte, satte Herbsttafeln. Die Eifel ist Herausforderung und Geschenk zugleich, Heimat von Menschen, die sich auf immer neue wechselnde Bedingungen einstellen müssen. Muse für Maler und Dichter. Eigene Lieder, Küche, Traditionen, Lebensart, Künstler: Diese Vielfalt spiegelt sich in den Menschen wider. Es gibt ihn nicht, den Eifeler. Wenn es etwas Verbindendes gibt, dann vielleicht die gewachsene Fähigkeit, für die Wechselfälle des Lebens gerüstet zu sein. Den Eifeler kann man nicht mehr so leicht erschüttern.
In dem Buch »So war die Eifel« wurden die Lebensbedingungen in der Eifel während der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts beschrieben. Die Reaktionen der Leser auf diese gereimten Erinnerungen waren manchmal überwältigend, fast immer verbunden mit dem Wunsch nach einer Fortsetzung dieser Geschichten und der Hoffnung auf einen Folgeband. Diesen halten sie nun in den Händen. »Die Eifel im Wandel« geht auf die Situation in der Zeit um und nach dem zweiten Weltkrieg ein. Es soll nicht ein Psychogramm eines Menschentypus erstellt werden, sondern der Autor versucht, Vielfalt und Farbigkeit darzustellen, dabei die Facetten zu berühren und ein breites Bild zu entwerfen. Letztlich geht es um das große Glück, in der Eifel leben zu dürfen.
Die Nachkriegszeit stellte auch die Menschen der Eifel auf eine starke Belastungsprobe. Aufbau und Neubeginn waren zentrale Herausforderungen. Gleichzeitig galt es aber auch, Lebens- und Liebeswertes zu bewahren. Es gab manchen Verlust zu betrauern und doch suchte sich auch die Freude über »endlich Frieden und Normalität« ihren Raum. Die Versuche der Kirche, durch Strenge Orientierung zu geben, muteten oft recht hilflos an. Insbesondere die jungen Menschen wollten ihr eigenes Profil entwickeln und waren kaum mehr bereit, alles kritiklos hinzunehmen, was ihnen mit der Begründung »das war schon immer so!« angeboten wurde. So wie früher sollte es eben nicht mehr sein. Technischer Fortschritt veränderte die Welt rasant, schaffte Möglichkeiten und weckte Begehrlichkeiten.
Die Eifel war in einer Umbruchsituation, die eine anspruchsvolle Anpassungsleistung erforderte. Dazu braucht es Persönlichkeiten: die Menschen der Eifel mit all ihren Fähigkeiten, Ideen, Mentalitäten, Einstellungen, die bisweilen auch skurril oder verschroben anmuten können. Diese werden hier in den Phasen ihres Lebens, von der Kindheit bis hin zu den letzten Dingen des Daseins, immer in Reimen, oft auch in »Eifeler Platt« (die Übersetzung ins Hochdeutsche wird stets mitgeliefert) vorgestellt. Da steht Heiteres neben Traurigem und Tiefgründiges neben Leicht-Luftigem.
Der Leser wird in eine andere Welt entführt, kann vielleicht manchmal herzhaft lachen und wenig später sehr angerührt sein, hier bekräftigend nicken und dort staunend den Kopf schütteln. Aber eines wird er ganz bestimmt: die Menschen der Eifel besser verstehen. …