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1.Kapitel

 

 

YEARS ago when we were in the Ardennes, some one said, »Now that you are so near, you should go on to the Volcanic Eifel.«

Vor Jahren, als wir in den Ardennen waren, sagte jemand: »Jetzt, da Sie so nahe sind, sollten Sie die Vulkaneifel besuchen.«
Wir wollten diesen Hinweis gern befolgen, aber unsere Zeit in den Ardennen war zu kurz bemessen, und obwohl die Landkarte uns zeigte, wie nah die beiden Regionen beieinander lagen, wußten wir doch, daß wir nicht einmal für einen flüchtigen Blick auf die Eifel Zeit haben würden, und so gaben wir widerstrebend den Gedanken auf. Heute bin ich sehr froh, daß wir das taten. Der Eifeldistrikt nahe den Luxemburger Ardennen ist, soweit wir das beurteilen konnten, mit der interessanten und schönen Vulkaneifel nicht zu vergleichen, ebenso wenig wie mit der mehr nördlich gelegenen Landschaft, der »Hohen Eifel«, die sich bis nach Remagen am Rhein erstreckt.
Immerhin, vergessen war der Vorschlag unserer Freunde nicht; ein Wunsch, die Eifel zu erkunden, brannte weiter in uns, und als wir herausfanden, daß wir keine genauere Information über diese Region erlangen konnten, daß nach unserem Wissen kein Buch geschrieben worden war, das ­in gemeinverständlicher Weise diesen Landstrich von Deutschland behandelte, daß eine Art Geheimnis ihn um­gab, wandelten sich unsere Entdeckerwünsche in die Entschlossenheit, herauszufinden, ob die Eifel überhaupt einen Besuch wert war.
Einige Jahre vorher bat uns unsere Gastgeberin bei einem Gartenfest, mit einer ihrer Freundinnen zu sprechen, die in Deutschland gelebt hatte.
»Sie ist total begeistert« sagte unsere Gastgeberin, »von einem Dorf, von dem ich nie gehört habe; das würde, glaube ich, gerade Ihnen gefallen.« Als wir den Lobliedern der Freundin über Manderscheid »die Perle der Eifel« lauschten, wären wir am liebsten sofort auf unsere lang verschobene Reise gegangen; aber »der Mensch denkt …«, und erst im August 1895 konnte unser lang gehegter Vorsatz Wirklichkeit werden.
Unsere Reise in die Vulkaneifel ist nun nicht nur eine vollendete Tatsache, sondern sie bleibt ein leuchtender Punkt in unserer Erinnerung; und sollten einige unserer Leser, wenn sie unseren Fußspuren folgen, genau so wie wir bereichert werden durch gestärkte Gesundheit und Energie und den unerschöpflichen Schatz herrlicher Erinnerungen – dann werden wir sehr befriedigt sein, daß wir die Er­fah­run­gen un­se­rer Reise durch dies schöne vulkanische Land niedergeschrieben haben.
Wenige Leute scheinen zu wissen, wo die Eifel liegt; wenn wir davon sprechen, ist die erste Frage: »Wo liegt die Eifel?« Wenn man sie als Reisegebiet empfiehlt, sagt man am besten, daß sie zwischen dem Tal der »Rur« im Westen und dem Moseltal im Osten liegt, oder allgemeiner ausgedrückt, zwischen den Luxemburger Ardennen und dem Rhein zwischen Remagen und Koblenz, sowie der Mosel von Koblenz bis ­Trier.
Nördlich schließt sie das Ahrtal, das Brohltal und andere Plätze ein; im Süden reicht sie bis Trier. Dieser Südteil, der nördlich bis Gerolstein reicht, wird Vulkan- oder Vordereifel genannt. Und in diesem schönen Landstrich verbrachten wir die meiste Zeit. Wir kehrten durch einen Teil der Hocheifel zurück, und später einmal hoffen wir, diese wieder zu besuchen und über unsere Eindrücke vom Ahrtal und seiner Umgebung zu berichten.
Die Luft der Eifel ist besonders rein und erfrischend; das Wasser ist ausgezeichnet, denn das Land hat eine Fülle von Mineralquellen. Die vielen schäumenden Flüsse und die häufigen Kraterseen bieten Gelegenheit sowohl zum Fischen wie zum Baden. Das Land scheint wie geschaffen für wandernde Touristen, so viele saubere und komfortable Gasthöfe finden sich alle sechs oder acht Meilen, wo dann eine Übernachtung mit Frühstück für etwa zwei Mark zu haben ist. Zwischen den größeren Orten gibt es immer eine Eilpost oder eine Kutsche; mancherorts fährt auch die Eisenbahn, auf der man schweres Gepäck befördern lassen kann. Die Eifel-Eisenbahn führt jetzt von Euskirchen nach Trier, über Gerolstein und Kyllburg; und von Gerolstein aus ist es einfach, über St. Vith nach Aachen zu gelangen. Ebenso führt eine Strecke nach Andernach am Rhein über Daun.
Die Hauptmerkmale der Vordereifel sind, neben ihren vulkanischen Resten und Kraterseen, die schon erwähnten lieblichen Ströme und ihre Täler und die großartigen Wälder. Diese alle, nah beieinander, ergeben eine ununterbrochene Folge von herrlichen Landschaften und bilden einen ausgezeichneten Hintergrund für die Burgruinen, die mit ihren verschiedenen Traditionen in der Eifel allgegenwärtig zu sein scheinen.
Ei­ni­ge der erloschenen Vulkanhügel sind ziemlich hoch, von der Hohen Acht, fast zweitausendfünfhundert Fuß hoch, bei Adenau, bis zum Krufter Ofen nahe dem Laacher See, etwa fünfzehnhundert Fuß über Meereshöhe.
Die bedeutendsten Vulkangebiete des Landes befinden sich zwi­schen Bir­res­born nahe Gerolstein und dem Laacher See. Die Landschaft zeigt wundervolle Kraterformen; zwischen Daun und Hillesheim findet der Geologe überall Interessantes; in der Gegend um Kelberg und Adenau, in der Hohen Eifel, gibt es sonderbar geformte Massen von Basaltgestein; Trachyt und Phonolit sind dort ebenfalls zu finden. Ein wundervoller Lavastrom ist aus dem Krater der Falkenley nahe Bertrich geflossen und hat seinen Weg hinunter in das Üßtal gebahnt; dieser Lavastrom soll jünger sein als ein ähnlicher nahe bei Gerolstein; der Gerolsteiner Erguß beginnt an der Öffnung der Papenkaule, sein Weg kann den Abhang hinunter verfolgt werden, bis er das Bett der Kyll kreuzt. Vielleicht der bemerkenswerteste dieser einzigartigen Lavaströme ist im Horngraben zu sehen, nahe Manderscheid; er ist ein Erguß aus einem der Krater des Mosenberges.
Der berühmte deutsche Geologe Leopold von Buch schrieb 1820 von dieser Region: »Die Eifel hat nicht ihresgleichen in der Welt.« Charles Kingsley schrieb folgendes über Gerolstein, wohin er von Manderscheid gereist war: »Der wunderbarste Platz meines Lebens, und während der letzten drei Tage bin ich überwältigt von Staunen. Eingestürzte Berge, die grüne Seen inmitten von Getreideland bilden; Hügel, aufgetürmt zu den wildesten steilen Klippen, und zu Staub verglüht; Krater mit so vollkommenen Rändern, daß ihr Feuer noch vor kaum einem Jahr in ihnen hätte lodern können; Haufen von Schlacke und Asche zweitausendfünfhundert Fuß über Meereshöhe, auf denen nichts wachsen kann, so verbrannt sind sie; Lavaströme, die sich ins Tal ergießen, die Bäche austrocknen, wo sie sie treffen, und die dabei in Klippen aufschäumen und riesige Massen von Trachit weit in alle Vertiefungen ablagern; geheimnisvolle Mineralquellen, sprudelnd mit Kohlensäure, gleich am Straßenrand …«
Die wunderbare Reihe der erloschenen Vulkane scheint im Nordwesten am Goldberg zu beginnen; sie streicht quer über das Land bis nach Bertrich im Nordosten; eine Bergkette, nur durchbrochen durch das Tal der Kyll nahe Gerolstein, durch das Liesertal bei Daun und Manderscheid, durch die Täler der Alf und Üß bei Bertrich. Inmitten dieser Hügel sind die Krater des Goldberg, der Papenkaule, Kalmberg, Dolmberg, Erresberg oder Erensberg, Mosenberg, Mäuseberg, Falkenley und viele andere. Dieser hügelige Bezirk ist das Hauptgebiet der Vulkaneifel.
Die höchsten Eifelhügel liegen in der Ostkette der Hohen Eifel, einer Region, die den Laacher See einschließt. Es sind die Nürburg, die Hohe Acht, Aremberg und Landskrone.
Der Rodderberg ist der nördlichste Vulkankrater, er liegt zwischen Rolandseck und Mehlem am Rhein.
Die Kraterseen, wie sie genannt werden, sind besonders interessant, liegen aber, wie man sagt, nicht alle in Krateröffnungen. Der größte und schönste von ihnen ist der Laacher See, nahe Andernach, und dieser füllt kein Kraterbecken; die drei Kraterseen von Daun, gebildet zwischen den Höhen des Mäusebergs, sind die interessantesten. Das Pulvermaar, nahe Gillenfeld, das nächstgroße nach dem Laacher See, ist voll von Hechten und Flußkrebsen und wird viel von Wildvögeln besucht; ein anderer See nahe Gillenfeld, ein kleiner, mit dem Namen Holzmaar, soll ebenfalls viele Fische führen.
Überall gibt es wunderschöne Wälder, wie Seen von winkendem Waldesgrün, und in ihnen sind Laubbäume fast so häufig wie die hohen düsteren Fichten. Wildblumen und Farne, manche von seltener Art, findet man häufig, besonders bei Gerolstein und Manderscheid; ihre strahlende Üppigkeit steht in starkem Kontrast zu den unheimlichen Vulkanen und den Massen von Ablagerungen, die in fantastischen Formen aus einem gebrochenen Kraterrand hervorragen, und zu den zerstörten Burgen, die oft die einst glühenden Hügel krönen.
Viele dieser Burgen stammen aus alter Zeit; bei manchen ist der Ursprung unbekannt. So große Teile des Landes sind entweder bewaldet oder bebaut, daß man sich nur schwer das Chaos vorstellen kann, das in der Eifel herrschte, als die Vulkane hier flammten.
In den rauheren Landesteilen, wo der Boden nicht mit Lava oder Asche bedeckt ist, ist es schieferig, und das macht das Klettern außerhalb der gebahnten Wege ziemlich unsicher und gefährlich. Die Einwohner sind Deutsche und zwar meistens römisch-katholisch; wo immer wir hingingen, fanden wir sie freundlich gesonnen und gefällig und einigermaßen sauber.
Die Luft erschien wunderbar heilkräftig und war das auch für uns, selbst in dem sehr heißen Sommerwetter im letzten Jahr. Überall in der Vulkaneifel sind die Pensionskosten in den Hotels selten höher als drei Mark fünfzig pro Tag für Bett, Verpflegung und alle Extras außer besonderer Bedienung.
Die beste und die schnellste Route in die Eifel führt über Harwich und Hook van Holland, Köln und Euskirchen nach Hillesheim oder Gerolstein. Der Reisende, der mit der Hohen Eifel beginnen will, spart Zeit, wenn er über Harwich und Hook nach Köln und Remagen und dann durch das Ahr­tal per Eisenbahn nach Adenau reist; oder er kann von Köln nach Andernach fahren, und von da mit der Eisenbahn über ­May­­en und Ulmen nach Daun und Gerolstein: von Daun aus kann er zu Fuß oder mit dem Wagen nach Manderscheid gelangen. Die Dampfer nach Hook van Holland sind sehr schöne und ausgezeichnet ausgerüstete Schiffe; sie verlassen Harwich um 10 Uhr abends, und der Reisende erreicht Köln am nächsten Tag fünf Minuten nach zwölf Uhr mittags.
Die Legenden haben wir hauptsächlich einer Sagensammlung der Eifel von P. Stolz entnommen, der sie »von den Lippen der Leute« gesammelt hat.

Aktuelles von und für die Presse

 
 
Ute Bales erhält den Publikumspreis der Gruppe 48 für ihre Kurzgeschichte »Überleben«, nachzulesen in »Keiner mehr da« >>

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