Leseprobe »Mord in Mons Tabor«
Kapitel 1
Ich saß auf den Stufen, die zum Eingang des Petersturms führten. Gerade waren die Buben des Tirociniums mit großem Geschrei an mir vorbeigestürzt. Sie hatten ein paar Tage schulfrei, weil das Osterfest vor der Tür stand, und rannten so schnell wie möglich fort vom Schulturm, den sie für einen Ort täglicher Anstrengungen und Plagen hielten.
Ich selber hatte nicht mehr frei. Schade, eigentlich! Denn meine Schulzeit war vorbei, endgültig. Mit salbungsvollen Worten hatte Pater Augustus, der Rektor, uns Schülern der Oberklasse heute Vormittag den Abschluss unserer Studien verkündet und uns aus der Lateinschule entlassen. Meine Mitscholaren, mit denen ich sechs Jahre lang jeden Tag von früh bis abends den engen Schulraum mit seinen niedrigen Tischen und Bänken geteilt, Grammatik und Syntax gepaukt und das Deklinieren und Konjugieren geübt hatte, waren schon in unterschiedliche Richtungen davongeeilt.
Zufrieden blickte ich die Kirchstraße hinunter. Es war ein schöner, warmer Apriltag und die Sonne beleuchtete die Giebel der Häuser auf der linken Straßenseite. Der Wind spielte mit den Zweigen der beiden Linden vor der Kirche St. Peter, die schon ein erstes Grün zeigten.
Aus der Kirche hörte man einen Chor von Männerstimmen. Der Gesang klang noch stockend und traf nicht immer den richtigen Ton, aber immerhin war die Melodie des Liedes zu erkennen. Pater Baldwin probte mit den Vikaren einen neuen Cantus ein.
Der gemeinsame Gesang war von unserem allergnädigsten Erzbischof und Kurfürsten Johann von Baden angeordnet worden. Es hatte ihm nämlich äußerst missfallen, wie die Geistlichkeit der Pfarre St. Peter zu Montabaur während der Heiligen Messe im Kirchenraum umhergelaufen, geschwatzt und auf allerlei Weise das Geschehen am Altar gestört hatte. Auf allerhöchsten Befehl mussten sich deshalb nun die Kleriker der Stadt, und das waren nicht wenige, dreimal täglich in der Kirche einfinden und gemeinsam die vorgeschriebenen Gebete singen. Und damit das auch in gehöriger Weise geschah, hatte er sogar das Chorgestühl gestiftet. Es war aus dunklem Holz angefertigt und mit schönen Schnitzereien sowie seinem Wappen und der Jahreszahl 1489 versehen.
Vom Kirchturm her tönte ein rhythmisches Klopfen. Dort waren die Steinmetze und Maurer tätig, die die durch den letzten Brand beschädigten Türme wieder reparierten. Türme und Kirchenschiff waren mit Gerüsten umgeben. Ein großer Kran, mit dem die Steine hochgezogen wurden, stand an der Nordseite. An mehreren Stellen hingen Seile von den Gerüsten herab, an denen die Maurer und Steinmetze, um ihrer Arbeit nachgehen zu können, sich von Gerüstboden zu Gerüstboden hinaufschwangen. Ich hatte das auch ein paar Mal versucht, und es war mir, nach einiger Übung, sogar gelungen. Wie ein fliegender Vogel hatte ich mich dabei gefühlt.
Ich wartete auf Niklas, unseren Lehrer in Latein, der noch oben im Schulturm in seinen Büchern und Pergamenten Ordnung schuf. Er war bei uns zum Mittagsmahl geladen. Gemeinsam wollten wir die Kirchstraße hinunter zu meinem Elternhaus am Großen Markt gehen, wo man uns zur Zeit des Mittagläutens erwartete.
Pater Niklas war im Lauf der vergangenen Jahre nicht nur mein Mentor, sondern auch mein Freund geworden, dem ich viel zu verdanken hatte. Aber er lehrte uns nicht nur die alten Sprachen. Er führte uns darüber hinaus in die Philosophie und die Dichtung der römischen und griechischen Klassiker ein. Ich konnte ihm stundenlang zuhören, anders als die meisten meiner Mitschüler, und las auch in meiner Freizeit die Texte, die er mir geliehen hatte.
Plötzlich sah ich um die Ecke des Kirchturms einen blauen Mädchenrock verschwinden. Darin steckte doch bestimmt meine jüngste Schwester Brigid. Sicher hatte sie wieder der Magd die Schüssel mit der Mittagssuppe für Konrad, unseren Hausgast, abgeschwatzt.
Konrad arbeitete auch an der Kirche. Steinmetzmeister Leinhardt hatte ihn von der Bauhütte des Doms zu Köln mitgebracht, weil er die Kunst beherrschte, Pflanzen, Ranken und sogar menschliche Gesichter so kunstvoll aus dem Stein zu schneiden, dass sie ganz natürlich wirkten. Er wollte nicht mit den anderen Steinmetzen in der Hütte neben der Kirche wohnen, sondern brauchte eine eigene Kammer, in der er in Ruhe die Zeichnungen für seine Arbeiten anfertigen konnte. Meine Eltern hatten ihn in unserem Haus aufgenommen, und auch die Mahlzeiten bekam er bei uns. Mittags brachte unsere Küchenmagd ihm eine warme Suppe auf die Baustelle. Oft war es aber Brigid, die ihm das Essen brachte. Ich hatte zufällig gehört, wie sie ihrer Freundin Hildis vorschwärmte: »Er sieht ja so gut aus mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen!« Sie suchte häufig Konrads Nähe und deshalb glaube ich, dass sie sich ein bisschen in ihn verguckt hatte.
Das Menschengewimmel, das jeden Vormittag auf der engen Kirchstraße herrschte, hatte schon vor einer Weile nachgelassen.
An Markttagen war das natürlich anders. Da war, wenn die Bauern aus den umliegenden Dörfern ihre Kühe und Schweine auf dem Kleinen Markt, sowie Gänse, Hühner, Wurst, Schinken und Käse auf dem Großen Markt anboten, auch zur Mittagszeit großes Gedränge und Geschrei. An einem normalen Wochentag aber kehrte um diese Zeit Ruhe ein. Jeder, der in der Stadt wohnte, strebte seinem Haus oder seiner Wohnung zu, um das Mittagsmahl einzunehmen und vielleicht auch der Mittagsruhe zu pflegen. Im Städtchen aßen alle zur gleichen Zeit, nämlich dann, wenn das Mittagsläuten verklungen war.
Jetzt öffneten sich auch die Kirchtüren und heraus strömten die Kleriker.
Sage und schreibe achtzehn Altäre hatte unsere ehrwürdige Kirche aufzuweisen, und entsprechend viele Vikare waren damit beauftragt, jeweils an einem oder mehreren dieser Altäre zu bestimmten Zeiten die Heilige Messe zu lesen – was zur Zeit, da die Kirche durch den Stadtbrand arg in Mitleidenschaft gezogen war, nicht ohne gewisse Einschränkungen möglich war.
Die Altäre waren von frommen Bürgern gestiftet worden, zum Heil ihrer Seelen oder das ihrer lebenden und verstorbenen Familienangehörigen. Mit den Altären waren Pfründen verbunden, die dem Vikar, der einem bestimmten Altar zugeteilt war, zugute kam. Diese Pfründen konnten aus jährlichen Gaben wie einem Huhn oder einer Gans, einem oder mehreren Sömmern Korn oder sogar Grundstücken und Häusern bestehen.
Meine Eltern hatten auch einen Altar in der Pfarrkirche gestiftet. Er war der Heiligen Katharina, der Namenspatronin meiner Mutter geweiht.
Die meisten Geistlichen verließen die Kirche durch die südliche Seitentür und gingen zum Präsenzhaus, dem Wohnhaus der Vikare, das neben der Friedhofskapelle St. Anna direkt an die Stadtmauer angebaut war. Einige kamen aber zur vorderen Kirchentür heraus und eilten die Kirchstraße hinunter. Sie hatten Häuser oder Wohnungen in der Stadt. Pater Sebald schlug seinen Umhang zurück und ich erkannte, dass er darunter weltliche Kleidung trug. Für einen kurzen Augenblick sah man eine enge, grüne Hose und ein ebenso enges dunkelrotes Wams aufblitzen.
Ich musste grinsen. Er konnte es nicht lassen, obwohl er schon mehrfach vom Stadtpfarrer ermahnt worden war. Bestimmt wurde er bald vor das Sendgericht zitiert und musste öffentlich Buße tun. Überhaupt waren einige der Vikare nicht sehr gebildet und ihre Lateinkenntnisse ließen zu wünschen übrig. Darüber mussten wir hochnäsigen Lateinschüler oft heimlich lachen.
Aber Niklas, auf den ich hier wartete, war anders. Er war gelehrt und kenntnisreich, hatte er doch mehrere Jahre an der Hohen Schule zu Erfurt studiert und sein Wissen auch danach noch weiter vervollkommnet.
Nun klappte hinter mir die Tür des Petersturms. Niklas kam heraus und schloss sie ab. Er hatte ein kluges Gesicht und wirkte groß und schlank in seinem Priesterrock. Unter dem Arm trug er mehrere Bücher. Er lachte mich an und sagte: »Lass uns gehen. Wir wollen deine Eltern nicht warten lassen. Und, hast du es ihnen nun endlich gesagt, Georg?«
Ich nickte. »Ja, gestern Abend.«
Wir gingen langsam über den Kirchplatz. Die Bücher, die Niklas bei sich trug, gerieten ins Rutschen und ich nahm ihm einige ab.
»Erzähl! Wie hat dein Vater es aufgenommen?«
»Es war gar nicht so einfach, und ich bin ziemlich ins Schwitzen gekommen. Am Anfang fiel es mir furchtbar schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich stockte und stotterte herum und wusste plötzlich nicht mehr weiter. Dann machte Vater eine sarkastische Bemerkung über mein Unvermögen, mich, wie er sagte, angemessen zu äußern, und das versetzte mich in einen solchen Zorn, dass ich auf einmal Worte für mein Anliegen fand und loslegte.«
Niklas blieb stehen und sah mich an. »Was hast du ihm denn gesagt?«
»Tja, ich bin wohl ziemlich laut geworden.« Verlegen schaute ich zu Boden, dann fuhr ich fort:
»Ich schleuderte ihm entgegen, dass ich auf gar keinen Fall in sein Geschäft eintreten wolle, dass ich keine Lust habe, Tuchmacher zu werden, immer im Städtchen zu bleiben und nur hinauszukommen, um die Walkmühle und die Färbereien aufzusuchen oder Schafe auf ihre Wolle hin zu taxieren, dass ich vielmehr eine Leidenschaft für die Wissenschaften habe und auf die Hohe Schule wolle, am besten auf die Hierana, die Universität in Erfurt, an der auch du studiert hast.«
»Das hast du tatsächlich alles so gesagt?« Niklas machte ein bedenkliches Gesicht. »Wie hat denn dein Vater auf all das reagiert? Deine Rede muss auf ihn richtig aufsässig gewirkt haben! Das hättest du wirklich klüger anfangen können.«
»Ja, stimmt«, sagte ich betreten.
Ich schob die Bücher unter meinen anderen Arm. »Zuerst dachte ich: Nun habe ich mir selber alles verdorben, und er wirft mich in hohem Bogen hinaus! Aber das hat er nicht getan! Er hat sich nur den Ton verbeten, in dem ich mit ihm redete.«
»Da hatte er vollkommen recht.« Niklas setzte sich wieder in Bewegung, und ich folgte ihm.
»Wie ging es dann weiter?«
»Nach einigem Hin und Her erklärte er, dass er und Mutter sich schon längst Gedanken über meine Zukunft gemacht hätten. Er hätte auch Verständnis für meinen Wunsch, meine Studien fortzusetzen. Stell dir vor, Niklas, er sagte tatsächlich, dass auch er als junger Mann auf die Hohe Schule gewollt habe. Doch weil sein Vater früh gestorben war, musste er als Ältester seine Mutter und fünf Brüder und Schwestern versorgen und schon in jungen Jahren in das Geschäft einsteigen. Deshalb sei das Studium für ihn nur ein Traum geblieben.«
»Er erkennt sich in dir wieder«, meinte Niklas. »Daher das Verständnis für deine Zukunftspläne.«
»Das glaube ich auch. Er meinte aber, ich sei noch viel zu unreif und unerfahren, um alleine den gewaltigen Berg, den das wissenschaftliche Studium bedeutet, zu erklimmen. Er selber sei in meinem Alter schon viel mannhafter gewesen! – Es war der gleiche Sermon, wie ich ihn schon so oft von ihm zu hören bekam.«
Niklas lachte: »Welcher Bub bekommt dergleichen Worte nicht von seinem Vater zu hören! Auch ich musste sie mir anhören, als ich in deinem Alter war.«
»Aber schließlich habe ich – nach gutem Zureden durch meine Mutter – von ihm schließlich doch die Erlaubnis bekommen, die Hierana zu besuchen. Er will nur einige Bedingungen an mein Studium knüpfen, und die will er uns heute mitteilen.«
»Großartig. Ich freue mich für dich. Du wirst beim Studieren bestimmt gute Ergebnisse erzielen, wenn du genau so fleißig bist, wie hier auf der Lateinschule.«
Niklas begann schneller zu gehen. »Aber nun rasch, wir wollen doch nicht zu spät zu deinen Eltern kommen!«
Eilig überquerten wir den Kirchplatz. Vor uns hüpfte Brigid, die ihre Suppe wohl abgeliefert hatte, um die Ecke und lief die Kirchstraße hinunter, um rechtzeitig wieder zu Hause zu sein. Der Frühlingswind wehte heftig die Straße herauf und zerrte an Niklas’ Kutte und an meinem Scholarenumhang. Am schlimmsten beutelte er Brigids blauen Rock, der bei ihrem raschen Gang hin- und hergeweht wurde. Sie musste ihn anheben, damit er nicht mit dem Schlamm in Berührung kam, den das Wasser der Schneeschmelze an beiden Seiten einer Wasserrinne hinterlassen hatte.
Das Bächlein kam aus dem Weiher am Almosenhof, lief durch einen Durchlass unter der Stadtmauer hindurch und weiter in der Mitte der Kirchstraße bis zu den Badstuben hinter dem Hospital, wo es sich mit dem Stadtbach vereinte. Als ich noch jünger war, hatte ich im Sommer mit den anderen Buben oft vergnügt darin herumgeplanscht. Dabei genossen wir die Gesellschaft von Hunden, Gänsen und manchmal auch einem Ferkel, das dem Schweinehirten entwischt war. Alle zusammen machten wir einen solchen Höllenspektakel, dass der Stadtdiener kommen und die ganze Gesellschaft vertreiben musste.
Als wir die Kirchstraße erreichten, sah ich unten auf dem Großen Markt Reiter. Es waren Ritter, Burgmannen von Burg Montabaur, das konnte man aus der Entfernung wahrnehmen, weil sie weiße Waffenröcke mit dem roten Trierischen Kreuz trugen. Ich kannte sie. Der auf dem schlanken, feurigen Schimmel war Junker Claus von Stochberg. Er hatte in der Stadt keinen guten Ruf. Man sagte ihm nach, dass er gerne jungen und ehrbaren Bürgersmädchen nachstellte.
Der andere, der einen braunen Fuchs ritt, musste Ritter Arnaud de Longchamps aus Metz sein. Er war mit meiner Familie bekannt, hatte er doch vor Jahren unsere reiche Nachbarin und Freundin Mailin geehelicht, die aber inzwischen gestorben war. Nach ihrem Tod gab es allerdings keinerlei Verbindung mehr zwischen ihm und uns.
Jetzt hatte Ritter Claus meine Schwester erspäht. Er trieb seinen Araberhengst auf sie zu und stellte sich ihr in den Weg.
Brigid sprang über den Bach. Er folgte ihr und trieb sie wieder zurück. Sie musste hin und her über das Wasser hüpfen, dass der Schlamm nur so spritzte, immer verfolgt von Pferd und Reiter. Dabei lachte er laut und rief: »Spring, Jungferle, spring!« Vor dem Gasthaus zur Krone stand sie schließlich still und presste sich mit dem Rücken gegen die Wand. Dicht vor ihr schnaubte der Schimmel und stampfte mit den Hufen. Longchamps hielt in der Mitte der Straße mit seinem Pferd und schaute ungerührt zu. Die Knappen standen mit ihren Pferden hinter ihm. Der eine, das sah ich mit einem Seitenblick, machte ein erschrockenes Gesicht, der andere grinste.
Als ich das Treiben des Ritters sah, rannte ich los und lief die Kirchstraße hinunter. Ich ließ die schweren Bücher fallen, die mich beim Laufen hinderten, und schrie »Aufhören! Hört sofort auf damit!« Als ich einen Blick über die Schulter zurückwarf, sah ich, dass Niklas hinter mir herlief.
Auf der Kirchstraße war es um diese Zeit leer. Nur ein paar Lehrbuben hatten den Aufruhr vernommen und spähten neugierig aus Leyendeckers Toreinfahrt. Wahrscheinlich gab es noch mehr Zuschauer, die sich aber alle hinter ihren Türen und Fenstern hielten.
Als der Junker uns gewahrte, trieb er das Pferd beiseite und ritt die Straße herauf. Bei uns angekommen machte er eine spöttische Verbeugung in unsere Richtung und preschte davon. De Longchamps folgte ihm und warf uns noch nicht einmal einen Blick zu. Dann bogen beide mit ihren Knappen zum Stadttor ab.
Wir liefen zu Brigid, die aber außer ihrem beschmutzten Kleid keinen Schaden davongetragen zu haben schien. Ihre mit einem Band zusammengefassten Haare hatten sich gelöst und fielen ihr zerzaust über die Schulter. Ihr Gesicht war gerötet. Rasch stieß sie sich von der Hauswand ab, raffte ihren Rock und hastete die Straße hinunter zu unserem Haus.
Als ich mich umdrehte, um die Bücher wieder aufzusammeln, sah ich, dass jemand hinter uns aufgetaucht war. Konrad, der Steinmetz, stand breitbeinig mitten auf der Straße. Er war uns offensichtlich hinterher gerannt. In der Hand hielt er einen schweren Steinmetzhammer, den er drohend in Richtung des Ritters Stochberg schüttelte. »Erschlagen sollte man ihn, diesen Widerling«, rief er. Aufgebracht lief er den Reitern ein paar Schritte hinterher. »Er ist ein Scheusal und führt nur Böses im Schild. Immer verfolgt er die Jungfern, und sogar die jungen Bürgerfrauen. Ihr glaubt gar nicht, was ich alles von meinem Kirchturm aus zu sehen bekomme!« Sein Blick war wild und er schien sich nicht beruhigen zu kön-
nen.
»Ruhig, Konrad«, sagte Niklas, »sprich nicht so laut vom Erschlagen, man kann dich hören. Wir werden der Sache nachgehen und sie später, wenn der Amtmann zurück ist, in angemessener Weise vortragen.«
Konrad murmelte immer noch Schimpfworte vor sich hin. Dann drehte er sich aber um und ging zur Kirche zurück.
Nun mussten wir uns beeilen. In den Häusern rechts und links der Straße, in denen zur Arbeitszeit in jedem zweiten oder dritten Haus die Leineweber- und Tuchmacher-Webstühle klapperten, war es ruhig. Alle saßen sicher schon beim Mittagsmahl. Wir waren spät dran.