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»Jetzt erst recht!« Christoph Kloft

12. Mai 1943
Liebe Anna,
dein Brief beunruhigt mich zutiefst. Es ist also wahr? Pater Henkes ist verhaftet worden? Dann hat diese flüchtige Bekanntschaft, die ich zufällig in der Stadt getroffen habe, also nicht gelogen? Und ich hatte so gehofft, sie wollte sich mit ihrem Wissen nur hervortun. Was soll dieser aufrechte Mensch schon getan haben? Aber nein, du weißt es von einem, der wieder einen kennt, der in Verbindung steht mit der Familie in Ruppach. Verzeih mir, aber das ist mir alles etwas zu vage. Kann es vielleicht doch sein, dass diese Informationen nicht richtig sind? Ich hoffe es so sehr, ja, ich bete, dass das Ganze nur ein falsches Gerücht ist. Weißt du, die es mir erzählt hat, machte keinen besonders glaubwürdigen Eindruck. Und wenn die Verwandten, die sie in eurer Gegend hat, genauso sind, so hatte ich bis eben zumindest gehofft, wird schon nichts dran sein an ihrem Bericht. Aber nun gibst du mir eben genau die gleiche Antwort, und deine Quelle scheint viel zuverlässiger zu sein. Die Gedanken fahren in meinem Kopf Karussell, was kann ich bloß tun? Kannst du vielleicht mehr in Erfahrung bringen?
Gewiss, es gibt bei dir natürlich keine Veranlassung, direkt an die Familie heranzutreten. Das ist verständlich, denn du hast den Pater niemals persönlich kennengelernt. Bei mir dagegen ist der Fall anders gelagert. Du weißt, dass der Pater und ich einst ein freundschaftliches Verhältnis pflegten und ich habe dir schon einmal angedeutet, welche Probleme sich für ihn daraus ergeben haben. Nun möchte ich diese alte Geschichte nicht wieder aufwärmen, sie wühlt mich gerade in Verbindung mit dem, was ich gehört habe, zu sehr auf. Und dir, meiner lieben Freundin, habe ich vor vielen Jahren ja schon einmal in Ansätzen davon erzählt. Du erinnerst dich, es geht um diese unsäglichen Briefe. Diese alte und im Grunde so harmlose Geschichte ist es, die mich heute umtreibt und wegen der ich unbedingt wissen muss, dass es dem Pater gut geht. Niemals würde ich mir verzeihen, wenn ihm letztlich durch mich ein Leid zugefügt würde. Hätte er damals nicht mit mir korrespondiert, so wäre er letztlich nicht dorthin gekommen, wo er dann in solche Schwierigkeiten geraten ist. Dieser Gedanke lässt mich nicht los, deshalb muss ich unbedingt erfahren, was mit ihm ist. Verstehe deshalb, dass ich beabsichtige, mich an seine Familie zu wenden. Vielleicht erfahre ich dort etwas. Du hast von einer Schwester erzählt, die ein äußerst gutes Verhältnis zu dem großen Bruder pflegen soll. Ihr ist ja auch die Information zu verdanken, die über Mittelsmänner und dich dann letztlich mich hier im fernen Ahrweiler erreicht hat. Es ist mir nun gelungen, die Anschrift dieser Schwester herauszufinden, und deshalb möchte ich mir einfach ein Herz fassen und sie direkt fragen, wie es um ihren Bruder steht. Ich habe auch bereits einen Text aufgesetzt, nur bin ich mir noch unsicher, ob ich ihn so auf die Reise schicken kann. Ich lege ihn diesem Brief bei, würdest du ihn einmal lesen und mir möglichst bald Bescheid geben, ob er so gut ist und nichts enthält, das die Familie verletzen könnte? Ich danke dir ganz herzlich dafür und warte freudig auf deine hoffentlich positive Nachricht!

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