Harald Orth »Wir lachten oft und gern«
Hannelore Hermann
Geschichte eines jüdischen Koblenzer Mädchens und seiner Familie
Als Harald Orth erfuhr, dass in seiner Wohnung in Koblenz vor 100 Jahren die jüdische Familie Hermann gelebt hat, war sein Interesse geweckt und er begann nachzuforschen. Das Ergebnis seiner langjährigen Arbeit ist das vorliegende Buch.
Die Familiengeschichte, die Harald Orth über Hannelore Hermann geschrieben hat, beginnt in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die Hermanns sind eine rheinländische jüdische Familie, leben in Koblenz und stammen aus Siegburg und aus dem Taunus. Die knapp 700 Juden in Koblenz sind eine integrierte Minderheit, die aber mit dem Aufkommen der Nazis und vor allem nach ihrer Machtübernahme mehr und mehr in Bedrängnis gerät.
Orth schildert sehr anschaulich, wie bei den Hermanns der Gedanke an Auswanderung als Zukunftsperspektive immer wichtiger wird. Vor allem die zionistische Idee eines jüdischen Staates in Palästina fasziniert Hannelores Vater und ihre Brüder. Allerdings war Palästina damals britisches Mandatsgebiet und die Araber wollten verhindern, dass sich Juden dort mehr und mehr Land kauften, um sich anzusiedeln. So waren auch andere Länder, vor allem die USA, als Auswanderungsziele im Gespräch.
Während ihre Brüder und eine Reihe von Verwandten Deutschland verlassen konnten, kam bei Hannelore und ihren Eltern immer wieder etwas dazwischen. Die Situation der noch in Koblenz verbliebenen Juden wurde immer schlimmer und schließlich mussten sie in Lützel einen Zug nach Osten besteigen – einen Zug in den Tod.
Mit seinem emphatischen Bericht über Hannelore Hermann und ihre Familie hat Harald Orth eine Erinnerungsliteratur geschaffen, die nicht nur die schrecklichen Verbrechen der Nazis dokumentiert, sondern auch die allgemeine Lebenssituation in Koblenz und im Rheinland jener Tage für den Leser verständlich macht – Geschichtsschreibung im besten Sinne.
Harald Orth »Wir lachten oft und gern«
Broschur • 244 Seiten • ISBN 978-3-89801-394-9 • 12,00 Euro
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