Gefangen im eigenen Land - Deutsche Kriegsgefangene in den Rheinwiesenlagern von Rheinland-Pfalz
Die Veröffentlichung des Autoren-Duos Gerz beleuchtet ein dunkles Kapitel
der deutsch-alliierten Kriegsgeschichte
Als der 2. Weltkrieg seinem Ende entgegenging, gerieten von März bis Mai 1945 hunderttausende deutscher Soldaten in alliierte Kriegsgefangenschaft. Sowohl die britische als auch die US-Armee waren auf solche Massen von Gefangenen nicht eingestellt und mit ihrer Unterbringung völlig überfordert. Hastig errichteten die Siegermächte an Rhein und Nahe die sogenannten Rheinwiesenlager; Wiesen- und Ackerflächen wurden mit Stacheldraht eingezäunt und die Gefangenen in diesen primitiven Sammellagern untergebracht. Angesichts der Überzahl von Kriegsgefangenen sahen sich die Alliierten völlig überfordert - eine funktionierende Lagerorganisation fehlte zunächst. Die Folge waren katastrophale Zustände, was Verpflegung, Unterkunft und Hygiene betraf. Tausende starben durch Unterernährung, Erschöpfung und Krankheit.
Carsten und Wolfgang Gerz von der Schreibwerkstatt SCHRIFT:gut (Westernohe/Ww.) haben im Auftrag des Rhein-Mosel-Verlags in Zell die Geschichte dieser Lager auf rheinland-pfälzischem Boden recherchiert und ihre Ergebnisse in dem Buch »Gefangen im eigenen Land« zusammengefasst. In anschaulicher Weise beschreiben sie die Zustände in den Rheinwiesenlagern, die sich von Remagen bis Ludwigshafen erstreckten. Bekannt waren vor allem die großen Lager in Bretzenheim (bei Bad Kreuznach) und Remagen.
Die Thematik dieser Lager wurde lange Zeit totgeschwiegen, bis der Kanadier James Bacque 1989 sein unseliges Buch „Der geplante Tod“ veröffentlichte. Bacque ergeht sich in Spekulationen und nennt völlig unrealistische Zahlen. Trotzdem stieß er damit vor allem in der rechten Szene auf „offene Türen“. In Remagen kommt es in jedem Jahr zu Aufmärschen der Neonazis, die die Rheinwiesenlager dafür nutzen, die Geschichte zu verdrehen. Dem will das jetzt herausgegebene Buch entgegenwirken.
Die beiden Autoren bemühen sich um eine sachliche Aufklärung. Die unhaltbaren Zustände werden nicht in Frage gestellt. Im Gegenteil: Vor allem durch Augenzeugenberichte werden Not, Elend und Hunger überaus deutlich. Doch es wird auch klargestellt, dass die Sieger ihre Gefangenen nicht einem geplanten Tod auslieferten. Die Geschichte der Rheinwiesenlager zwischen Remagen und Ludwigshafen wird hier erstmals zusammenfassend dargestellt. Eine erschütternde Dokumentation zu einem Thema, das Jahrzehnte fast totgeschwiegen wurde.
Carsten Gerz/Wolfgang Gerz, Gefangen im eigenen Land
ISBN 978-3-89801-069-6, 128 Seiten, Broschur. 12,00 Euro
Rhein-Mosel-Verlag, Zell/Mosel