Symphonie eines Lebens: Viebigs Sohn stellt Memoiren vor
Viele Zuhörer waren in die Stadtbibliothek gekommen, um Ausschnitte aus den Erinnerungen Ernst Viebigs, des Sohns Clara Viebigs, zu hören. Dabei gab es spannende Einblicke ins Familienleben der Viebigs - und in eine ungeschönte eigene Biografie.
Wittlich. »Die unvollendete Symphonie meines Lebens«, den Titel gaben Christel Aretz und Peter Kämmereit den schrftlichen Hinterlassenschaften von Ernst Viebig, in denen er sein Leben erzählt. Aufgeschrieben hat er sie in Brasilien, wohin er im Jahre 1934 vor den nationalsozialisten floh. Jahrzehntelang schlummerten die Aufzeichnungen bei Viebigs Enkelin. Mit Hilfe der Clara-Viebig-Gesellschaft konnte das Werk nun beim Rhein-Mosel-Verlag erscheinen.
Peter Kämmereit von der Clara-Viebig-Gesellschaf: »Das Buch hätte man vor 57 Jahren, als es geschrieben wurde, noch gr nicht veröffentlichen können. Der Autor beschreibt sehr offen seinen unsteten Lebenswandel - das hat damals noch nicht in die Zeit gepasst.«
Im Text beschreibt Viebig sehr genau die Wohnsituation im Berliner Elternhaus, mit der Linde im Garten, die er als den »schönsteb Baum, den er in seinem Leben gesehen hat«, bezeichnet.
Auch an den fahrstuhl, die Dienerschaft und das soziale Leben erinnert er sich. So wird das Buch auch zu einem Zeitdokument der zwanziger und frühen dreißiger jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Die beziehung Viebigs zu seinen Eltern war schwierig, mehrmals wechselte er die Schule. Ein junger wilder, der sich selbst als »ein wenig gut geratener Sohn« bezeichnet. Er wurde Kapellmeister, komponierte und arbeitet als Musikredakteuer. Daneben genoss er sein Leben mit verschiedenen Liebschaften.
Den Lietratur-Fans in Wittlich hat die Lesung in der Stadtbibliothek gut gefallen. Irene Dischke: »Für mich war es interessant, es hat mir einen guten Überblick gegeben über das Leben von Clara Viebig Sohn.« Rosemarie Bölinger, Direktorin der ClaraViebig-Schule: »Ich kann mir gut vorstellen, das Buch im Unterricht einzusetzen, beispielsweise wenn es in der zehnten Klasse um die Herrschaft der Nationalsozialisten geht, unter der die Juden zu leiden hatten,« Im Anschluss standen die Herausgeber noch für Fragen zur Verfügung.
chb
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Rhein-Zeitung, 07. November 2012
Einblicke in Viebigs Welt
Christel Aretz stellt ihr Buch in Bad Bertrich vor
Bad Bertrich. Lesungen von Christel Aretz aus dem Buch »Ernst Viebig - Die unvollendete Symphonie meines Lebens« locken immer mittwochs im November und Dezember jeweils um 16 Uhr in den Clara-Viebeig-Pavillon, Kurfürstenstraße 21. Dort werden die Lebenserinnerungen des einzigen Sohnens der Dichterin Clara Viebig vorgestellt. Der Eintritt ist frei.
Ernst Viebig war, wie in seinem Roman »Einer Mutter Sohn« beschrieben, stets ein problemkind. Die Eheleute Cohn-Viebig waren mit 34 und 37 Jahren schon alte Eltern, als Ernst Viebig 1897 zur Welt kam. Die musische Bagabung hatte er von seiner Mutter gerbt. Er wuchs in einem herrschaftlichen Haus auf, in dem die Größen des Geistesleben der damaligen zeit verkehrten. Als er am Beginn einer großen Karriere als Musiker und Kompnist 1934 wegen seiner jüdischen Abstammung und politischen Aktivitäten vor den Nazis nach Brasilien fliehen musste, endete diese Karriere ebenso abrupt.
Seine Aufzeichn ungen, zu denen ihm in einem Zustand großer seelischer verzweiflung vor 57 Jahren seine Ehefrau riet, waren nicht zur veröffentlich gedacht. Christel Aretz und Peter Kämmereit haben sie jetzt dennoch unter dem Titel »Ernst Viebig - unvollendete Symphonie meines Lebens« zur Frankfurter Buchmesse heruasgebracht.
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Wochenspiegel, 24. Oktober 2012
Literarisches Erbe angetreten
Buchvorstellung: Enkeltochter Clara Viebigs besuchte Bad Bertrich
Einen besonderen Empfang hat Bad Bertrich der Enkelin Clara Viebigs in Bad Bertrich bereitet: Susanne Bial war von Brasilien nach Deutschland gereist, um bei der Vorstellung der Ernst-Viebig-Biografie dabei zu sein.
Bad Bertrich. »Ich kann nicht sagen, was mich in dieser Stunde mehr bewegt: Die Buchpräsentation der lebenserinnerungen von Clara Vebigs einzigem Sohn Ernst oder die Anwesenheit der Tochter des Autors, die Enkelin von Clara Viebig: Suasanne Bial«, sagte Christel Aretz bei dem Empfang in Bad Bertrich. Zusammen mit Peter Kämmereit hat sie die Ernst Viebig-Biografie »Die unvolendete Symphonie meines Lebens« herausgeben.
Ernst Viebig schrieb seine Memoiren 1954 in seinem Exil in Brasilien nieder. Seine Tochte Sussanne Bial bewahrte das Manuskript lange Jahre auf und überreichte es schließlich Christel Aretz, der ehemaligen Präsidentin der Clara-Viebig-gesellschaft, für deren Archiv. »Sie wussten für das Andenken ihres Vaters keinen besseren Ort als diesen und werden heute dafür belohnt«, dankte die Herausgeberin der 88-Jährigen, die aus Rio de Janairo angereist war. Der Dank galt auch dem Verleger Arne Houben, in dessen RMV-Verlag das Werk erschienen ist. »Die Leser können sich glücklich schätzen, eine spannende Lebensgeschichte und gleichzeitig ein Stück deutsches Kultur- und Geistesleben der sogenannten wilden 20er und frühen 30er Jahre nachvollziehen zu können«, so Christel Aretz.
Ernst Viebig, einziger Sohn der Dichterin Clara Viebig, wird am 10. Oktober 1897 geboren. Geradezu orophetisch, si will es einem scheinen, schildert Viebig eine schwierige Mutter-Kind-beziehung mit tragischen Ausgang. Wie im Roman, so wird im wahren Leben die Beziehung von Clara Viebig zu ihrem Sohn Ernst stets eine schwierige sein. Davon berichten die 1957 im braslilianischen Exil niedergeschriebenen und nun erstmals veröffentlichten Erinnerungen sehr ausführlich. Daneben stellen die Erinnerungen auch ein Zeitdokument dar, führten doch die Viebigs ein offenes Haus für ünstler. Als Kapellmeister, Komponist und Redakteur hatte Ernst Viebig zudem auch Kontakt zu allen, die in der Musikszene der Weimarer Republik Rang und Namen hatten.