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Rezensionen und Meinungen

"Ortsfest" ist keine gewöhnliche Lesekost

Literatur Franz von Stockert hat einen außergewöhnlichen Roman mit Lokalkolorit vorgelegt

 

Zell. im Rhein-Mosel-Verlag in der Schwarze-Katz-Stadt ist mit "Ortsfest" ein etwas ungewöhnlicher Roman erschienen, der mit 66 verschiedenen Episoden andere Wege der Darstellung beschreitet. Franz von Stockert, ein bekannter Autor, weicht ab von den herkömmlichen Erzählformen, weil er sein Handeln weniger von einer Hauptperson bestimmen lässt, als vielmehr von den verschiedensten Charakteren, die nur eines verbindet: ein verwildert wirkender ehemaliger Gutshof.
Ein neutraler Beobachter betrachtet aus einer gewissen Entfernung emotionslos das Geschehen. Unterschiedlicher könnten die Handlungsstränge wirklich nicht sein. Als wie aus dem Nichts der wichtige Staatssekretär mit seinem ganzen Gefolge aus Begleitkommando und Fahrzeugkonvoi mit zuckenden Blaulichtern heranrauscht, herrschen plötzlich Hektik und Nervosität. Zuerst höflich, aber bestimmt, später etwas rabiater, versucht man einem behinderten Rollstuhlfahrer den Zutritt über den Kiesweg abzuwehren. Doch dieser denkt nicht daran, sein Vorhaben aufzugeben. Beharrlich setzt er mit Unterstützung anderer Behinderter seinen Weg fort. Letzendlich aber müssen sie der Staatsgewalt weichen.
Schnitt: Unterhalb der Treppe zu dem Gutshof hat sich ein Landstreicher eingenistet, um mit dem Beobachter, der mit einem Feldstecher in einem Kellergewölbe haust, zu kommunizieren. Seine Position ist dabie wie immer auf Distanz, ohne nähere innerlichen Bezüge. Mittlerweile aber ist seine Beobachtungsgabe so weit gediehen, dass er die flüchtigen Besucher bereits an ihrem Lachen und an ihrem Reden erkennt.
Das Publikum ist dermaßen bunt durchmischt, dass Standesunterschiede entfallen. Der einfache Arbeitslose gehört genauso dazu wie der gut betuchte Bankdirektor oder der hohe politische Besuch. Daneben gibt es auch den in der ehemaligen DDR freigekauften Häftling, der vorher freiwilllig in den sozialistischen Bruderstaat gezogen war, hier in einem Schauprozess verurteilt und ins Gefängnis kam, wo er gegen harte westliche Währung erst wieder in Freiheit kam.
Eigentlich ist das Zentrum des Romans aber der Hof, ein Baulager. Und Zutritt ist Fremden per Hinweiszeichen verboten. Trotzdem lässt Franz von Stockert seine Personen hier agieren, scheinbar absichtslos nebeneinander. Doch die Handlungsstränge verdichten sich zusehends zu einem engmaschigen Beziehungsgeflecht: zu einem Roman. Auch wenn der Ort und die handelnden Menschen fiktiv sind und ohne irgendwelche real- oder lokalhistorische Bezüge, zeigen sie ein Lokalkolorit.
Faszinierend, wie sich langsam ein bild mit vielen Facetten einer krausen Schattengesellschaft entwickelt. Langsam kristallisieren sich drei Personen heraus, die scheinbar in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts angesiedelt waren. Doch dieser Rückblick auf das vergangene Jahrhundert trägt tragikomische Züge. Eine weitere Besonderheit des Romans sind die gelungenen Bilder, mit denen Norbert Bleidt den Text untermalt und illustriert hat. Vermutlich sind Autor und Illustrator von der gleichen Örtlichkeit inspiriert worden.

 

Heinz Kugel

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