Bitten der Vögel im Winter
Beschreibung
Ute Bales
»Bitten der Vögel im Winter«
Ausgezeichnet mit dem Martha-Saalfeld-Förderpreis 2018 des Landes Rheinland-Pfalz.
Seine Besuche bei ihr sind unregelmäßig. Er legt fest, wann und wo sie sich treffen. Sie wartet auf seinen Blick, sein Lächeln. Manchmal schwillt das Warten derart an, dass sie glaubt, es packen zu können. Dieses Warten belagert die Wände, die Möbel, flimmert im Flur, schlüpft von Raum zu Raum. Wenn er sich ankündigt, schrubbt sie den Boden, putzt die Fenster, richtet sich die Haare. Kommt er, fühlt sie sich glücklich, satt und aufgehoben. Kommt er nicht, ist alles leer. Ruhelos geht sie von Zimmer zu Zimmer, als suche sie etwas. Der Gedanke, dass er nicht mehr kommen könnte, reißt sie in Abgründe.
Sie ist Anfang zwanzig; er Mitte dreißig, Oberarzt mit besten Karriereaussichten, verheiratet. Nichts an ihm ist zufällig, nichts nebensächlich. Sie ist bereit, als er fragt, ob sie seine Arbeit unterstützen will. Saubere Menschen sind sein Ziel. Eine Rasse ohne Makel. Sie tut, was er sagt, verbeugt sich vor jedem seiner Worte.
Eva Justin und Robert Ritter entscheiden während der NS-Zeit über das Schicksal tausender von Menschen. Die Gutachten, die sie über die Sinti und Roma erstellen, bilden die Grundlage für deren Deportation in die Konzentrationslager. Nach dem Krieg setzen beide ihre Karrieren ungehindert fort.
Ute Bales »Bitten der Vögel im Wintern«
Gebunden, Schutzumschlag • Seiten: 410 • ISBN: 978-3-89801-402-1
Preis: 22,80 Euro